Die meisten Arbeitnehmer haben einen Anspruch darauf, aber viele machen davon keinen Gebrauch: Gemeint sind vermögenswirksame Leistungen, die man vom Arbeitgeber bekommt. Wir erläutern, wie es funktioniert, und wie sich VL auch für Sie lohnen.
- Vermögenswirksame Leistungen – kurz VwL oder VL – bekommen Mitarbeiter zusätzlich zum Gehalt.
- Der Arbeitgeber zahlt monatlich bis zu 40 Euro. 6 Jahre wird angespart, 1 Jahr ruht das Kapital.
- Das Geld kann man z.B. in einen Bausparvertrag, Banksparplan oder Fonds investieren, siehe folgende Übersicht.
- Personen mit niedrigem Einkommen erhalten zusätzlich eine staatliche Förderung.
Was sind vermögenswirksame Leistungen (Definition)?
Vermögenswirksame Leistungen sind ein finanzielles Extra, welches ein Betrieb seinen Mitarbeitern zusätzlich zum monatlichen Lohn zahlt. Sinn und Zweck ist es, Arbeitnehmer beim Aufbau von Vermögen zu unterstützen. Da hierfür kein eigenes Geld benötigt wird, können auch Menschen mit weniger Einkommen etwas auf die Seite legen. Die Voraussetzungen sowie die verschiedenen Anlagemöglichkeiten findet man im 5. Vermögensbildungsgesetz. VL sind für Arbeitgeber grundsätzlich freiwillig. Beschäftigte haben jedoch Anspruch darauf, wenn es eine entsprechende Regelung im Arbeits- oder Tarifvertrag gibt. Eine Besonderheit ist die staatliche Förderung. Die Arbeitnehmersparzulage können Personen beantragen, deren Einkünfte eine bestimmte Grenze nicht übersteigt.
Wie funktionieren vermögenswirksame Leistungen (Ablauf)?
Sie müssen als Arbeitnehmer nichts weiter tun, als die vermögenswirksamen Leistungen einmalig zu beantragen. Sie erhalten monatlich bis zu 40 Euro, im Prinzip also wie ein kleines zusätzliches Gehalt. Nur mit dem Unterschied, dass Sie das dieses nicht sofort bekommen, sondern zunächst in einen Sparvertrag anlegen. Mögliche Anlageformen sind z.B. ein Fondssparplan, Bausparvertrag oder ein Banksparplan. Die Auszahlung erfolgt nach sieben Jahren, also nachdem Sie bereits eine höhere Summe zusammengespart haben. Nun können Sie damit tun, was immer Sie möchten. Erfüllen Sie sich einen Wunsch, wie z.B. eine neue Wohnungseinrichtung oder einen Urlaub. Wer das Geld nicht sofort benötigt, kann auch langfristig sparen, z.B. für die private Altersvorsorge.
Der Ablauf in Kürze
- 1. Im Betrieb nach VL-Sparen erkundigen (Anspruch, Höhe usw..)
- 2. Anlageform auswählen, und Vertrag abschließen.
- 3. 6 Jahre einzahlen, danach folgt 1 Ruhejahr.
- 4. Kapital auszahlen lassen, oder weiter sparen.
Wie kann man die vermögenswirksamen Leistungen anlegen?
In der folgenden Übersicht stellen wir verschiedene Anlageformen sowie deren Vor- und Nachteile vor. Je höher die Chance auf eine gute Rendite, desto mehr Risikobereitschaft ist notwendig. Wichtig für die Auswahl ist zudem, wofür Sie das angesparte Vermögen später nutzen möchten. Auch die staatliche Förderung ist ein Argument, sich für eine bestimmte Sparform zu entscheiden. Mehr Infos sowie passende Anbieter zu ETF, Bausparen & Co finden Sie unter dem jeweiligen Link (orangener Button).
ETFs
Risiko: moderat
+ nach Auszahlung flexibel nutzbar
+ niedrige Kosten
+ attraktive staatliche Förderung
– kurzfristige Wertschwankungen
Fondssparplan
Risiko: moderat
+ nach Auszahlung flexibel nutzbar
+ attraktive Förderung vom Staat
– kurzfristige Wertschwankungen
Bausparvertrag
Darlehenszins: Ø 1,50 %
Risiko: gering
+ Guthaben flexibel nutzbar
+ garantierter Darlehenszins
+ Arbeitnehmersparzulage und Wohnungsbauprämie
– Abschlussgebühr
– Darlehen zweckgebunden
Tilgung Baudarlehen
Risiko: keins
+ Arbeitnehmersparzulage
– zweckgebundene Verwendung
– nicht bei jeder Bank möglich
Banksparplan
Risiko: gering
+ Endkapital steht zu Beginn fest
– aktuell niedrige Verzinsung
– nicht förderfähig
Weitere
Wie viele vermögenswirksame Leistungen zahlt der Arbeitgeber?
Die genaue Höhe der VL richtet sich nach der Branche, in der man arbeitet. Wer z.B. bei einer Bank oder Versicherung beschäftigt ist, erhält den Höchstbetrag von 40 Euro pro Monat. Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst müssen sich meist mit dem Mindestbetrag von 6,65 Euro begnügen. Entscheidend ist auch, ob man vollzeit- oder teilzeitbeschäftigt ist. Wer z.B. 20 Stunden pro Woche arbeitet, bekommt entsprechend die Hälfte. Liegt man unter dem Höchstbetrag, kann man die Differenz bis zu 40 Euro privat aufstocken. Das erhöht den Wert der Anlage, und ermöglicht zudem den Bezug der vollen staatlichen Förderung.
Wer bekommt die vermögenswirksamen Leistungen?
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass man sich in einem festen Arbeitsverhältnis befindet. Berechtigt sind demnach normale Arbeitnehmer, Beamte, Richter, Soldaten sowie Angestellte im öffentlichen Dienst. Keinen Anspruch haben dagegen Selbständige, Freiberufler und Arbeitslose. Die Leistung ist für Unternehmen grundsätzlich freiwillig, außer es gibt eine Vereinbarung im Arbeits- oder Tarifvertrag. Wie das in Ihrem Fall aussieht, erfahren Sie bei Ihrem Vorgesetzten oder in der Personalabteilung.
Auszahlung und Kündigung
Zum Ende der Laufzeit stellt sich die Frage, wie es mit den vermögenswirksamen Leistungen weitergeht. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten: 1. Sie können sich das Geld auszahlen lassen. Das ist z.B. sinnvoll, wenn damit eine geplante Anschaffung finanziert werden soll. 2. Sie lassen den Vertrag bestehen, und zahlen einfach weiter ein. Durch die fortlaufende Verzinsung kann das Kapital stetig wachsen. 3. Auch eine vorzeitige Auszahlung vor Ablauf der Sperrfrist ist möglich. Jedoch muss eine schon erhaltene staatliche Zulage eventuell zurückerstattet werden, siehe auch Kapitel zur Kündigung. In jedem Fall gibt es keinen Grund zur Eile: Denn etwa ein halbes Jahr vor Ablauf werden Sie von Ihrem Anbieter angeschrieben. Jetzt können Sie sich in Ruhe entscheiden.
Wie werden VL staatlich gefördert?
Vermögenswirksame Leistungen werden zudem vom Staat gefördert. Die sogenannte Arbeitnehmersparzulage soll Personen mit wenig Einkommen zusätzlich dabei helfen, Ersparnisse zu bilden. Diese gibt es jedoch nur für bestimmte Sparformen. Dazu gehören Bausparen, Fonds, ETFs sowie die Tilgung von Baukrediten. Bis zu 80 Euro pro Jahr erhalten Sparer, die bestimmte Einkommensgrenzen nicht überschreiten. Bausparer können zudem die sogenannte Wohnungsbauprämie bekommen.
Welche Vorteile und Nachteile gibt es?
Wie alle Finanzprodukte haben auch VL Vorteile und Nachteile. So kann man sich damit ein kleines Vermögen aufbauen, ohne eigene Mittel zu verwenden. Davon profitieren insbesondere Beschäftigte mit niedrigen Einkommen, die ansonsten nicht aus eigener Kraft Ersparnisse bilden können. Der Sparanreiz wird zudem noch mit staatlichen Förderungen unterstützt. Ein weiterer Vorteil ist die flexible Gestaltung. So kann die Wahl der Anlage an die persönlichen Bedürfnisse sowie die eigene Risikobereitschaft angepasst werden. Ein wesentlicher Kritikpunkt sind die anfallenden Steuern, siehe nächstes Kapitel.
Was muss ich zum Thema Steuern wissen?
Die vermögenswirksamen Leistungen sind nicht steuerfrei, und das aus 2 Gründen: Sie sind Teil des Arbeitslohns. Zudem sind sie eine Geldanlage, die Erträge erwirtschaftet. Die monatlichen Sparbeiträge vom Arbeitgeber sind genau wie der übrige Lohn einkommensteuerpflichtig. Die Zinsen, Kursgewinne und Dividenden aus den Sparplänen unterliegen dagegen der sogenannten Abgeltungssteuer. Ausführlichere Infos finden Sie im Kapitel zur Steuererklärung.
Für wen lohnt sich VL-Sparen?
Vermögenswirksame Leistungen sind geschenktes Geld, welches Arbeitnehmer zusätzlich zum Gehalt bekommen. Daher lohnt sich ein Abschluss bereits ab dem ersten Euro, den der Arbeitgeber zahlt. Aber auch wenn der Chef nichts dazu gibt, kann eine Anlage sinnvoll sein: Denn die staatliche Förderung erhält man auch für selbst eingezahlte Beiträge. VL lohnen sich dagegen nicht, wenn man weder den Zuschuss vom Betrieb, noch die Arbeitnehmersparzulage beziehen kann. Für die meisten Sparer eignet sich eine Anlage in Fonds, da man hiermit trotz kurzfristiger Schwankungen die beste Rendite erzielt.
Liebe Finanzexperten,
habe vor kurzem den Job gewechselt. Mein neuer Arbeitgeber gewährt mir 40 Euro vermögenswirksame Leistungen. Wie kann ich das Geld am besten „einsetzen“? Habe das erste mal damit zu tun, bin also völliger Neuling auf dem Gebiet. Würde mich über ein paar Tipps freuen.
Danke schonmal…
Grüße aus Heidelberg
Peter
Hallo,
gerne werde ich Ihre Frage beantworten. VL haben eine Laufzeit von sieben Jahren, und es gibt verschiedene Anlageformen. Man wählt im Optimalfall immer die Anlage, die am besten zu den eigenen Lebensplänen passt. Ich empfehle Sparern, die noch unsicher sind, unseren innovativen Produktfinder zu nutzen. Neben der passenden Sparform werden Ihnen mögliche Anbieter angezeigt. Sie können dann gleich alles in Einem erledigen.
Viel Erfolg!
Hallo,
der Chef von meinem Mann wollte unbedingt, dass er vermögenswirksame Leistungen abschließt. 2 Jahre hat er gezahlt. Plötzlich meinte er, er will nicht mehr zahlen. Meine Frage: Können wir die Sparraten in den nächsten Jahre selbst übernehmen, und geht uns hierbei irgendwas verloren?
Danke für Ihre Antwort
Hallo,
normalerweise ist der Arbeitgeber verpflichtet, 6 Jahre lang jeden Monat die VL einzuzahlen. Ansonsten können Sie, wie Sie es schon sagen, die monatlichen Beiträge auch selbst übernehmen. Hat Ihr Mann Anspruch auf die staatliche Förderung, kann er diese auch für selbst eingezahlte Sparraten bekommen. Wichtig ist nur, dass der Betrieb das Geld vom Netto Ihres Mannes einbehält, und auf den Sparvertrag überweist.
Freundliche Grüße
Hi,
bezüglich „6 Jahre wird angespart, 1 Jahr ruht das Kapital.“ Was ist mit 1 Jahr ruht das Kapital gemeint ?
Und was würde mit dem Geld passieren, falls ich in diesen 7 Jahren meinen Arbeitgeber wechseln, oder sogar eine Pause von ca. 1 Jahr einlegen würde ?
Vielen Dank und
Liebe Grüße,
Jan
Hallo Jan,
mit dem Ruhejahr ist gemeint, dass im siebten Jahr nichts mehr eingezahlt wird. Unterbrechungen sind normalerweise nicht vorgesehen. Weitere Infos findest du im Ratgeber: Arbeitgeberwechsel.
Freundliche Grüße